Tirschenreuther Teichpfanne

Die Tirschenreuther Teichpfanne ist eines der bedeutendsten und zugleich ältesten Fischzuchtgebiete Europas. Das auch als "Land der tausend Teiche" bezeichnete Gebiet umfasst heute eine Fläche von mehr 2,5 km² mit etwa 4.700 Teichen unterschiedlicher Größe und Nutzungsform.

Mit dem Bau von Fischteichen in diesem Gebiet wurde bereits vor etwa 1.100 Jahren begonnen. Initiatoren des Teichbaus waren insbesondere die Mönche des Zisterzienserkloster Waldsassen, die sich mit der Fischzucht einen Teil ihres Lebensunterhaltes verdienten und im Laufe der Zeit bedeutende Kenntnisse rund um das Thema Teichbau und Fischzucht erlangten. Die Eignung der umgebenden Landschaft zum Teichbau und zur Fischzucht ergab sich dabei aus den besonderen geologischen Verhältnissen dieses Gebietes. Die Böden der Region um Tirschenreuth und Waldsassen sind besonders tonreich und damit wenig wasserdurchlässig. Aufgrund dieser Eigenschaften war die Landschaft für den Teichbau und eine ertragreiche Fischzucht bestens geeignet. Im Laufe der Jahre entstand so eine stetig wachsende Zahl von Zuchtteichen unterschiedlicher Größe. Dabei waren nur wenige hundert Teiche im Besitz des Klosters. Die Mehrzahl der Zuchtteiche wurde von den Bürgern der umliegenden Dörfer erbaut. Bis zum 17. Jahrhundert ist eine Anzahl von mehr als 4.600 Teichen in dieser Region belegt.

Die Teiche der Tirschenreuther Teichpfanne liegen insbesondere im Zentrum des Teichgebiets sehr nahe beieinander und sind nur durch schmale Dämme getrennt. Der Großteil der Teiche wird heute zur Karpfenzucht genutzt, ein kleinerer Teil dient der Aufzucht anderer Fischarten wie Hecht, Zander, Schleie, Forellen, verschiedener Weißfische wie Rotauge oder Rotfeder sowie einzelner Kleinfischarten wie dem Moderlieschen. Dabei werden sowohl Speisefische als auch Besatzfische für andere Fischzuchten oder Angelvereine produziert. Die Teiche beinhalten damit nicht nur bedeutende Mengen an hochwertigen Nahrungsmitteln für die Bevölkerung, sondern auch einen äußerst wertvollen Bestand an geeigneten Laichfischen der verschiedenen Arten.

Das Gebiet der Tirschenreuther Teichpfanne und der umliegenden Teichgebiete stellt nach wie vor einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Region dar. Dabei ist es heute weniger die Fischzucht selbst, da diese meistens nur noch im Nebenerwerb ausgeführt wird. Es ist vielmehr der Tourismus und die damit verbundenen Aktivitäten, die heute eine deutlich stärkere wirtschaftliche Bedeutung haben. Jahr für Jahr zieht diese faszinierende Naturlandschaft eine Vielzahl von Menschen an, die dieses Naturerlebnis und natürlich auch die vorzüglichen Fischgerichte genießen wollen. Für die Fischzucht selbst sind die Zeiten dagegen wesentlich schwieriger geworden und viele Traditionsbetriebe der Region waren bereits zur Aufgabe ihres Haupterwerbs gezwungen. Der Natur- und Artenschutz dominiert inzwischen nicht nur diese Region und macht es den Fischzüchtern schwer, ihr traditionsreiches Handwerk einigermaßen profitabel auszuführen. Prädatoren wie Reiher, Kormorane oder Fischotter sind beim Fischfang nicht nur besonders erfolgreich, sondern stehen – anders als die Fische – von Seiten des Gesetzgebers unter strengem Schutz. Die Schäden für die Fischereibetriebe liegen Jahr für Jahr in Größenordnungen zwischen 50% und 80%. Eine ertragreiche Bewirtschaftung ist so kaum mehr möglich und der Verlust wertvoller Laichfische ist nicht einfach nur mit Geld zu ersetzen. Dabei wäre der Verkauf des hier erzeugten Bio-Produktes Fisch für die Zuchtbetriebe eigentlich kein Problem. Abnehmer gibt es dafür genug. Das Problem besteht heute vielmehr darin, dass eine erfolgreiche Aufzucht dieses Lebensmittels aufgrund der hohen Verluste kaum noch möglich ist. Aber solange Fische wie auch in unseren Flüssen weiterhin eher als "Vogelfutter" betrachtet werden und der Schutz von Fischen oder traditioneller Handwerke höchstens eine untergeordnete Rolle spielen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn so faszinierende und naturschutzfachlich bedeutende Teichlandschaften nach und nach an Wert verlieren oder auch ganz verschwinden.