Hecht (Esox lucius)

Fortpflanzung der Fischart Hecht

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Fortpflanzung

Hechte zählen zu den Frühjahrslaichern. Je nach Wassertemperatur beginnt die Laichzeit der Hechte im Zeitraum zwischen März und April und kann sich bis in den Mai schieben. Auch ein früherer oder späterer Laichbeginn wird z.B. bei besonders milden oder kalten Wintern sowie in Regionen mit später einsetzender Gewässererwärmung beobachtet. Die Laichaktivitäten beginnen dabei in der Regel ab einer Temperatur von etwa 5°C, wobei Temperaturen zwischen 6 und 14 Grad allgemein als optimal betrachtet werden.

Laichrevier © anglermap.de – flache und stark bewachsene Bucht, ein ideales Laichrevier ‐ nicht nur für Hechte

Zur Laichzeit suchen die laichbereiten Hechte flache und bewachsene Gewässerregionen der Uferzone oder vom Frühjahrshochwasser überschwemmte Wiesen der Fließgewässer auf und legen daher gelegentlich auch kleinere Wanderungen zu ihren Laichplätzen zurück. Dabei werden häufig die gleichen Laichplätze des Vorjahres aufgesucht. In der Regel treffen die Männchen zuerst an den Laichplätzen ein, während die Weibchen meist etwas später hinzukommen. Regelmäßig sind im Laichrevier mehr Männchen als Weibchen anzutreffen und die Männchen sind in der Regel deutlich kleiner als die weiblichen Tiere.

Während der Laichzeit sind die laichbereiten männlichen und weiblichen Hechte in der Regel deutlich weniger scheu und können bei ihrem Laichspiel oft gut beobachtet werden. Dies ist auch der einzige Zeitraum, in dem mehrere Hechte auf engstem Raum zu beobachten sind. Alleine der häufig festzustellende Größenunterschied zwischen den laichenden Weibchen und Männchen würde außerhalb der Laichzeit zu deutlich weniger friedlichen Begegnungen führen, was nach Abschluss des Laichvorgangs so manches Männchen auch zu spüren bekommt.

Hecht © Photo: biopix.dk – stattliche Hechtdame

Hechte sind hinsichtlich ihrer Eiablage sogenannte Haftlaicher und auf das Vorhandensein eines geeigneten Laichsubstrats angewiesen. Dabei geben die weiblichen Hechte ihre Eier bevorzugt an vorhandenen Wasserpflanzen oder über den überschwemmten Wiesen ab, an denen die 2,5-3 mm großen klebrigen Eier einzeln haften bleiben. Die abgelegten Eier werden anschließend von dem oder den männlichen Begleitern befruchtet. Der Laichvorgang erfolgt portionsweise in kleineren Mengen und kann sich über einige Tage, aber durchaus auch über mehrere Wochen erstrecken. Nach Abschluss des Laichaktes werden die Eier sich selbst überlassen und die Laichtiere ziehen nach kurzer Zeit wieder in ihre angestammten Reviere.

Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die abgegebenen Eimengen offenbar stark von der Art des Laichsubstrates abhängen. So wurde eine hohe Eiablage beim Laichvorgang eher über überschwemmten Wiesen beobachtet, während über unstrukturiertem Sandboden meist nur geringe Mengen gezählt wurden.

Jungfischhabitat © anglermap.de – Kinderstube für den Hechtnachwuchs – flache Buchten mit reichem Pflanzenbestand

Die insgesamt von den Weibchen abgelegte Eizahl und damit die relative Fruchtbarkeit eines Hechtweibchens sind von den allgemeinen Lebensbedingungen des Gewässers (z.B. Nahrungsangebot) und natürlich vom aktuellen Gesundheitszustand des Laichtieres abhängig. Diverse Literaturangaben nennen eine Spanne von bis zu 45.000 Eiern pro kg Körpergewicht. Damit liegt das Fortpflanzungspotential der Hechte relativ hoch und selbst ein kleiner Bestand laichfähiger Hechte kann in einem Gewässer bei geeigneten Laichbedingungen für ausreichend Nachwuchs sorgen.

Hecht © Juliane & Marcel Gierth – Junghecht, gut getarnt

Nach dem Laichen haften die klebrigen Eier an Wasserpflanzen, Gräsern, Wurzelwerk oder anderen Strukturen. Die Zeitspanne bis zum Schlüpfen der Junghechte ist wiederum stark temperaturabhängig und beträgt etwa 10-15 Tage. Nach dem Schlüpfen sind die Hechte etwa 6,5-9,0 mm klein und besitzen einen Dottersack sowie ein am Kopf sitzendes Haftorgan, mit dem sie sich am Substrat der Umgebung festhaften. Diese Phase endet, sobald der Dottersack aufgebraucht ist, meist nach wenigen Tagen. Danach schwimmen die kleinen Hechtlarven zur Wasseroberfläche, um ihre Schwimmblase zu füllen und gehen anschließend zu einer selbstständigen Nahrungsaufnahme über.

Die Nahrung der kleinen ca. 1-1,5 cm großen Hechte besteht zunächst aus tierischen wirbellosen Organismen wie Zooplankton und kleineren Wasserinsekten. Mit einer Größe von 3-4 cm gehen die kleinen Räuber bereits dazu über, andere Fischlarven oder kleine Fische zu fressen. Dabei gehen sie auch den eigenen Artgenossen nicht aus dem Weg. Kannibalismus setzt bei Hechten damit bereits sehr früh ein und ist eine der Hauptursachen für die Sterblichkeit des Hechtnachwuchses. Dabei sind die attackierten Junghechte oft kaum kleiner als der Angreifer und nicht selten erweist sich die potentielle Beute auch als zu groß.

Die kleinen Hechte sind von Beginn an ausgesprochene Einzelgänger und suchen sich schnell ein geeignetes Revier, in dem sie jagen und sich zugleich auch verstecken können. Dabei sind Bereiche mit Unterwasserpflanzen geradezu ideal, da die kleinen Hechte aufgrund ihrer anfänglichen stark grünlichen Färbung (sog. Grashechte) hier bestens getarnt sind.

Selbst bei nur halbwegs guten Bedingungen wachsen die kleinen Hechte recht schnell und erreichen im ersten Jahr meist eine Größe von 15-20 cm. Finden sie dagegen von Beginn ideale Bedingungen, d.h. geeignete Standplätze, optimale Wassertemperaturen sowie ausreichende und geeignete Nahrung, zeigt sich das enorme Wachstumspotential dieser Fischart. Selbst Größen von mehr als 40 cm sind unter diesen Bedingungen keine Ausnahme und möglicherweise sind es gerade diese Hechte, die im höheren Alter dann zu den außergewöhnlich stattlichen Exemplaren heranwachsen.

Hecht © Juliane & Marcel Gierth – Homepage: http://www.gierth.name – juveniler Hecht, gut getarnt am Gewässerboden

Die Laichreife der Hechte setzt in der Regel nach 2-3 Jahren ein, wobei die Weibchen meist etwas später dran sind. Bei langsam wachsenden Hechtpopulationen, also unter eher schlechten Umgebungsbedingungen, kann die Laichreife auch erst nach 5 oder 6 Jahren einsetzen. Eine rein optische Unterscheidung zwischen weiblichen und männlichen Hechten ist meist nicht möglich. Lediglich bei Exemplaren über der Metermarke kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass es sich um eine Hechtdame handelt.