Rotauge (Rutilus rutilus)

Lebensweise der Fischart Rotauge

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Lebensweise

Das Rotauge ist ein gesellig lebender Schwarmfisch unserer stehenden und fließenden Gewässer. Die sehr anspruchslose Art ist in Deutschland fast überall vertreten. Sie fehlt meist nur in sehr schnell fließenden Gewässern der Quell- bzw. Forellenregion sowie in hoch gelegenen und sehr kalten Seen der Alpen. Hierbei scheint das Vorkommen in unseren Flüssen nicht allein von der Fließgeschwindigkeit, sondern vielmehr von der vorherrschenden Wassertemperatur abhängig zu sein.

Rotauge © anglermap.de – adultes Rotauge mit kräftiger Flossenfärbung

Rotaugen sind nicht nur hinsichtlich der chemischen und biologischen Gewässergüte äußerst anspruchslos, sondern besiedeln vor allem auch die vielen strukturarmen und künstlichen Gewässertypen unseres Landes sehr erfolgreich. Hierzu gehören z.B. die zahlreichen schiffbaren Kanäle, die außer der fast überall anzutreffenden Steinpackung am Gewässerrand kaum Strukturen aufweisen und den Fischen nur wenig Unterstände und Versteckmöglichkeiten bieten.

Stillwasserbereich © anglermap.de – Stillwasserbereiche von Flüssen und Kanälen sind typische Rotaugenreviere

Ebenso erfolgreich besiedelt werden die vielen regulierten und teilweise zu kanalartigen Abflussrinnen degradierten Fließgewässer sowie die zahlreichen Abgrabungsgewässer wie Kiesgruben oder Bergbauseen, die oft geeignete naturnahe Strukturen wie flach verlaufende Uferzonen vermissen lassen. Sehr häufig sind gerade in diesen genannten Gewässertypen nur wenige anspruchslose Arten wie Flussbarsch oder Rotauge zu finden, während andere Arten wie z.B. der Hecht oder Zander nur aufgrund von Besatzmaßnahmen größere und stabile Vorkommen zeigen. Während bei zunehmender Gewässerbelastung unserer Flüsse sehr schnell einige Arten wie z.B. Nasen oder Barben verschwinden, profitieren anpassungsfähige Arten wie das Rotauge von dieser Entwicklung und bilden zuweilen Massenbestände.

Verhalten und Nahrungsaufnahme

Rotaugen © anglermap – kleiner Rotaugentrupp

Die Schwärme der Rotaugen halten sich oft in Ufernähe und dabei bevorzugt an bewachsenen Standorten auf. Sie sind jedoch auch im Freiwasser anzutreffen. Besonders in großen und tiefen Seen ist häufig ein tagesperiodisches Wanderverhalten der Rotaugenschwärme zu beobachten. Diese Aktivität lässt sich nicht nur anhand des oft in den frühen Morgenstunden oder kurz vor der Dämmerung deutlich besseren Fangerfolges in Ufernähe verfolgen, sondern ist häufig auch direkt zu beobachten. So zeigen sich die Schwärme in der warmen Jahreszeit oft erst gegen Abend an der Oberfläche weit draußen und nähern sich kontinuierlich dem Ufer. Dabei suchen sie die Uferzonen offenbar auf, um Nahrung aufzunehmen, was ihr sehr häufig fast ungehemmtes Beißverhalten erklärt.

Gerade in den Abendstunden, aber ebenso in den frühen Morgenstunden halten sich die Rotaugenschwärme gerne in Ufernähe auf und können dort mit großem Erfolg geangelt werden. Ebenso gute Fangaussichten ergeben sich aus diesem Verhalten für den Uferangler auch auf die vorhanden Raubfischarten wie Hecht und Zander, die den Rotaugenschwärmen oft folgen, um sich ihrerseits ihr Frühstück oder Abendessen zu holen.

Die Nahrungsgrundlage der Rotaugen ist sehr vielfältig und besteht sowohl aus Zooplankton, verschiedenen Wasserpflanzen und dem Angebot an Kleintieren, Muscheln und Schnecken. Die Nahrungsaufnahme ist damit weitgehend bodenorientiert, Rotaugen nehmen jedoch auch gerne Anflugnahrung auf und sind daher auch für den Fliegenfischer von Interesse.

Wachstum und Alter

Rotaugen © Juliane & Marcel Gierth – juveniles Rotauge

Rotaugen gehören zu den eher langsamwüchsigen Arten. Fische von 20 cm sind meist bereits 8-10 Jahre alt. Unter normalen Bedingungen ist die Art in geeigneten Gewässern meist in Größen von 20-35 cm vertreten. Unter besonders guten Bedingungen sind Exemplare von ca. 45 cm mit einem Gewicht von mehr als 1,5 kg möglich. Die erreichte Körpergröße in den verschiedenen Gewässern ist jedoch sehr unterschiedlich. Man findet auch häufig Gewässer, in denen das Rotauge zwar häufig vorkommt, jedoch kaum großer als 15 cm wird. Grund wird in den meisten Fällen ein für den Bestand zu geringes bzw. zu wenig geeignetes Nahrungsangebot sein. Oft kommt eine starke Nahrungskonkurrenz durch andere Friedfischarten (z.B. durch unangepasste Besatzmaßnahmen) oder ein zu geringer Raubfischbestand hinzu. Eine Bestandsausdünnung (z.B. Abfischen oder gezielte Hegefischen) oder gezielter Besatz mit Hecht oder Zander kann hierbei zum Erfolg führen. Der mitunter stattfindende Besatz mit vermeintlich "genetisch besserem" Besatzmaterial (in Form von großen Rotaugen) ist daher in diesen Fällen sicher kontraproduktiv und wird die Situation eher verschlechtern.