Ökologische Gilden der Fische

Begriffe und Erläuterung

Startseite    Fischportal    Daten & Fakten    Ökologische Gilden (Begriffe & Erläterung)

Bei unseren Fischarten erfolgt die Einteilung in ökologische Gilden unter ganz verschiedenen Gesichtspunkten (siehe auch Ökologische Gilden). Neben der Charakterisierung der Ernährungsgewohnheiten stehen Aspekte wie Fortpflanzungsstrategie, Wanderverhalten und weitere Umweltbedingungen im Fokus. Eine eindeutige Charakterisierung ist dabei nicht immer einfach.

Die nachfolgende Zuordnung nennt die im Kontext der ökologischen Gilden verwendeten Begriffe und versucht eine kurze Erläuterung. Die Einteilung folgt dabei im Wesentlichen den Konzepten von Balon (1975), Schiemer & Waidbacher (1992), Zauner & Ebertstaller (1999), Schmutz, S. (2000) sowie Jungwirth et.al. (2003).

Die ökologischen Gilden der Fische:

Strömungsgilde / Habitatgilde

Begriff Bedeutung typische Vertreter
reophil A strömungsliebende Arten. In allen Altersstadien wird der Flusslauf selbst besiedelt Bachforelle, Elritze, Schneider, Schmerle
reophil B strömungsliebende Arten. In einigen Altersstadien werden auch Zuflüsse oder Altwässer als Lebensraum genutzt Aland, Gründling, Rapfen
indifferent keine klare Vorliebe (Präferenz) für eher fließende oder eher stehende Gewässerbereiche Barsch, Hecht, Rotauge, Ukelei
limnophil ruhigwasserliebende Arten. Es werden eindeutig stehende Gewässer bzw. stehende Gewässerbereiche bevorzugt Karausche, Rotfeder, Schleie

Reproduktionsgilde (Fortpflanzung)

Begriff Bedeutung typische Vertreter
pelagophil Die Eier werden in den freien Wasserkörper abgegeben und schweben (z.B. aufgrund von Öleinschlüssen) Aal, Mairenke, Coregonen
litho-pelagophil Die Eier werden an der Oberfläche von harten Strukturen (Steine, Kies) abgegeben und schweben kurz darauf bzw. verdriften schwebend in der Strömung Quappe, Schnäpel, Stint
lithophil Die Eiablage erfolgt an Steinen oder Kies. Dabei werden die klebrigen Eier entweder an der Oberfläche des Substrates abgegeben oder es erfolgt die Anlage von Laichgruben, bei der das Gelege nach dem Laichakt wieder mit Substrat bedeckt wird. Die Eier entwickeln sich hier im Lückensystem des Bodens (Interstitial) Oberfläche: Barbe, Nase, Döbel
Laichgrube: Lachs, Bachforelle, Äsche
phyto-lithophil Fischarten, die zum Ablaichen Strukturen benötigen, aber neben Pflanzen auch weitere Substrate wie Steine, Kies oder andere harte Strukturen nutzen Barsch, Brassen, Ukelei
phytophil Das Ablaichen erfolgt an Pflanzen bzw. die klebrigen Eier werden an Pflanzen angeheftet Hecht, Rotfeder, Schleie, Steinbeißer
psamnophil Fischarten, die ihre klebrigen Eier auf Sand oder an feinen Strukturen über Sandgrund abgeben Schmerle, Gründling
ostracophil Fischart, die ihre Eier mit Hilfe einer Legeröhre in den Kiemenraum lebender Muscheln ablegt Bitterling
speleophil Fischart, die ihre Eier in vorhandene oder neu angelegte Höhlen ablegt und dort Brutpflege betreibt Groppe
ariadnophil Fischart, die zur Eiablage speziell aus Pflanzenteilen zusammengebaute Nester anlegt und hier Brutpflege betreibt (Männchen) 3-stachliger Stichling, Zwergstichling

Trophiegilde (Ernährung)

Begriff Bedeutung typische Vertreter
Filtrierer Die (organische) Nahrung wird aus dem Feinsediment herausgefiltert (Verwertung von Detritus) Neunaugen
benthivor / insectivor Kleintierfresser: Als Nahrung werden vor allem Kleinlebewesen des Gewässergrundes und der Drift aufgenommen. Neben vorkommenden Insektenlarven werden auch Anflugnahrung oder verdriftete Insekten gefressen. Die Spezialisierung dieser Gilde ist eher wenig ausgeprägt und die Art der Nahrung kann in Abhängigkeit von Lebensalter oder Jahreszeit stark schwanken Äsche, Bachforelle, Barbe, Steinbeißer, Zährte
herbivor Pflanzenfresser: die Nahrung besteht überwiegend aus Unterwasserpflanzen und Algenaufwuchs Bitterling, Nase, (Rotfeder)
piscivor Fischfresser / Raubfische: die Nahrung besteht weitgehend aus Fischen unterschiedlicher Größe. Es werden aber auch (meist in beschränktem Umfang oder auf junge Altersstadien begrenzt) Anteile terrestrischer oder aquatischer Organismen verwertet Hecht, Zander, Wels, Rapfen
planktivor Planktonfresser: die Nahrung besteht überwiegend aus dem Zooplankton des Gewässers Maifisch, Schnäpel, Stint
omnivor Allesfresser mit breitem Nahrungsspektrum aus Plankton, terrestrischen und aquatischen Insekten und deren Larven, Schnecken, Muscheln, Pflanzen, Detritus und Fischen Aal, Aland, Döbel, Rotauge, Stichlinge

Wandergilde (Wanderung)

Begriff Bedeutung typische Vertreter
anadrom (diadrom) Wanderung zwischen Meer und Süßwasser (diadrom). Die Fortpflanzung erfolgt im Süßwasser, die Wachstumsphase weitgehend im Meer Maifisch, Flussneunauge, Lachs, Stör
katadrom (diadrom) Wanderung zwischen Meer und Süßwasser (diadrom). Die Fortpflanzung erfolgt im Meer, die Wachstumsphase weitgehend im Süßwasser Aal, Flunder
potamodrom Wanderungen beschränken sich auf das Süßwasser in dieser Gruppe fallen alle anderen Arten, unabhängig von den zurückgelegten Wanderdistanzen (siehe auch Mobilität)

Mobilitätsgilde (Wanderdistanzen)

Begriff Bedeutung typische Vertreter
lange Distanzen Langstreckenwanderer: eine Wanderung findet regelmäßig auch über mehrere Fließewässerabschnitte statt und kann leicht mehrere 100 km umfassen. Bei den diadromen Wanderarten ist die Wanderung mit einem Wechsel zwischen Meer und Süßwasser verbunden Aal, Lachs, Stör, Fluss- und Meerneunauge
mittlere Distanzen Mittelstreckenwanderer: eine Wanderung findet regelmäßig auch in benachbarte Fließewässerabschnitte statt und kann leicht über 100 km umfassen. Der Ortswechsel beschränkt sich auf das Süßwasser (potamodrome Wanderung) Barbe, Nase, 3-stachliger Stichling
kurze Distanzen Kurzstreckenwanderer: ein Ortswechsel findet meist nur über wenige Kilometer statt und beschränkt sich auf das Süßwasser und hier meist auf die gleiche Fließwasserregion Äsche, Barbe, Brachsen, Rotauge, Schneider, Schlammpeitzger

Toleranz

Begriff Bedeutung typische Vertreter
tolerant Art reagiert relativ unempfindlich auf Veränderung ihres Lebensraumes hinsichtlich Gewässergüte, Gewässerausbau und Anlage von Querbauwerken. Selbst stärkere Umweltbelastungen oder gravierende Ausbaumaßnahmen übersteht die Art ohne signifikante Populationseinbüßen Aal, Barsch, Hecht, Rotauge, Brachsen, Schmerle
intolerant Art reagiert relativ empfindlich auf Veränderung ihres Lebensraumes hinsichtlich Gewässergüte, Gewässerausbau und Anlage von Querbauwerken. Bereits kleine Eingriffe in die Qualität des Lebensraums können gravierende Auswirkungen bis hin zum Verschwinden der Art nach sich ziehen Lachs, Bachforelle, Nase, Schneider, Maifisch