Schleie (Tinca tinca)

Lebensweise der Fischart Schleie

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Lebensweise

Der typische Lebensraum der Schleie sind stehende und langsam fließende Gewässer mit reichem Pflanzenwuchs und mehr oder weniger schlammigem Untergrund. Gute Lebensbedingungen findet die Art daher in stehenden Gewässern vor allem dort, wo Seen, Weiher oder Teiche ausgedehnte Flachwasserbereiche und möglichst wenig getrübtes Wasser aufweisen, um die Ansiedlung von Wasserpflanzen zu ermöglichen. Die Einstufung eines stehenden Gewässers als sogenannter Hecht-Schleie-See bewertet eben diese typischen Merkmale eines Gewässers und kennzeichnet die Schleie als charakteristische Art dieses Gewässertyps.

Natursee © Brunhilde Schaefer – Gewässer mit flachen Ufern und reichem Pflanzenbestand sind ideale Schleienreviere

Ähnlich gute Lebensbedingungen findet die Schleie in angeschlossenen Altarmen unserer Flüsse sowie in Bereichen des Hauptstromes, die ausgedehnte und stark strömungsberuhigte Bereiche mit reichem Pflanzenbewuchs aufweisen. Typischerweise finden sich solche Areale in den Auenbereichen der Flüsse, wo sich im Strömungsschatten von Totholz, Inseln, Halbinseln oder strömungsarmen Buchten geeignete Flussbereiche ausbilden können, in denen sich Wasserpflanzen jeder Art ansiedeln und zu halten vermögen. Die noch vor wenigen Jahren vorherrschende hohe Nährstoffbelastung und die damit verbundene Wassertrübung unserer Flüsse hat die Ausbildung einer Unterwasserflora häufig verhindert. Daher besteht mit der erfreulicherweise zunehmenden Verbesserung der Wasserqualität vieler Flüsse in Deutschland durchaus Hoffnung, dass sich auch die Situation der Unterwasserflora damit verbessert.

Schleie © Juliane & Marcel Gierth – Schleie im Blindsee 2011

Leider hat die nahezu flächendeckende Regulierung unserer Flüsse diese so wichtigen Lebensräume der Schleie weitgehend vernichtet. Angebundene Altwässer findet man heute nur noch selten und häufig ist ihre Funktion als Lebens- und Reproduktionsraum durch fortgeschrittene Verlandung oder fehlende Verbindung zum Hauptstrom nur noch eingeschränkt vorhanden.

Schleien sind durchaus gesellige Fische und man findet die Art oft in kleineren Trupps, die ihren Lebensraum nach Nahrung absuchen oder im Schutz der Wasserpflanzen ihre Ruhephasen verbringen. Dabei gilt die Schleie als weitgehend nacht- bzw. dämmerungsaktive Art, die sich tagsüber gerne im Dickicht der Wasserpflanzen versteckt. Als Angler kann man sich dieser in der Literatur recht einheitlich zu findenden Einschätzung nur bedingt anschließen. Auch wenn die Schleie ebenso wie viele andere Karpfenfische besonders in den Stunden einsetzender Dämmerung gut zu fangen ist, sind Schleien auch tagsüber oft aktiv und können zumindest im unmittelbaren Bereich der Wasserpflanzen meist auch am Tage erbeutet werden.

Nahrungsgewohnheiten

Als eindeutig bodenorientierte Fischart ernährt sich die Schleie von den Bodenorganismen, die das Gewässer zu bieten hat. Nur als Jungfisch nimmt sie nach dem Schlupf für kurze Zeit Planktonnahrung auf, bevor sie sich auf Bodennahrung umstellt. Ab diesem Zeitpunkt gehören insbesondere Zuckmückenlarven und andere Insekten bzw. deren Larven zu ihrem Nahrungsspektrum. Darüber hinaus stehen andere Nährtiere des Bodensedimentes wie Würmer und Assel auf ihrem Speiseplan, die beim Durchwühlen des Bodens erbeutet werden können. Eine weitere Ernährungsgrundlage sind Schnecken und kleinere Muscheln, die von Bodenstrukturen oder Wasserpflanzen abgesammelt werden. Die Wasserpflanzen selbst werden meist nur in geringerem Maße und die abgestorbenen Tier- und Pflanzenreste des Bodensedimentes (Detritus) eher nur in Notzeiten aufgenommen.

Winterruhe

Schleien sind nicht das ganze Jahr über aktiv, sondern halten in der kalten Jahreszeit eine Art Winterruhe. In dieser Zeit stellt die Schleie ihre Nahrungsaufnahme völlig ein und verfällt in eine Art Kältestarre, die sie am Gewässergrund, oft in den Schlamm eingegraben, verbringt. Erst mit einsetzender Gewässererwärmung im zeitigen Frühjahr wird sie wieder aktiv und sucht ufernahe wärmere Gewässerabschnitte auf, wo sie ihren sicher vorhandenen Hunger stillt.

Schleie © Photo: biopix.dk – Homepage: http://www.biopix.dk – noch junge Schleie

Eine mit der Winterruhe vergleichbare Inaktivität finden wir bei der Schleie auch in heißen Sommern, wenn sich durchgehend sehr flache und sonnenexponierte Gewässer allzu sehr aufheizen und die Sauerstoffwerte in den Keller fahren. Diese Winterstarre überstehen die Schleien ähnlich wie den Winter, indem sie sich in geschützte Bereiche des Gewässers zurückziehen und ihre Nahrungsaufnahme komplett einstellen.

Unterwasserflora © Juliane & Marcel Gierth – reiche Unterwasserflora

Neben den beschriebenen Fähigkeiten, ungünstige Temperaturbedingungen zu überstehen, gilt die Schleie auch darüber hinaus als sehr robuste und anpassungsfähige Art. Dies gilt zwar nicht im Hinblick auf ihre Ansprüche an geeignete Laichreviere, umso klarer aber für eigentlich ungünstige Sauerstoffverhältnisse oder starke Schwankungen im Säure- bzw. Basenhaushalt eines Gewässers. So sind Schleien wie kaum eine andere Fischart in der Lage, auch Zeiten mit stark reduziertem Sauerstoffangebot oder besonders hohen oder niedrigen ph-Werten des Wohngewässers zu überstehen, die viele andere Arten wie Rotauge, Rotfeder oder der Hecht nicht überleben würden. Daher finden wir Schleien auch in besonders verlandeten Weihern, Altarmen oder Gräben, die vielleicht mit Ausnahme von Karauschen oder Schlammpeitzgern für andere Fischarten als Lebensraum nicht mehr in Frage kommen.

Wachstum und Alter

Schleien gehören zu den eher langsam wachsenden Arten. Sie erreichen eine fangfähige Größe von 25-30 cm oft erst nach 3-4 Jahren und sind dann etwa 230 bis 440 g schwer. Ein Gewicht zwischen 500 und 1.000 g erreichen Schleien mit einer Größe von 32 bis 40 cm und einem Alter von dann ca. 4-6 Jahren. Schleien über 1 kg gelten allgemein bereits als starke Exemplare, wobei unter günstigen Bedingungen auch Größen jenseits von 50 cm regelmäßig überschritten werden. Als Maximalgröße finden sich in der Literatur Angaben zwischen 60 und 70 cm bei einem Gewicht von bis zu 7,5 kg. Im Regelfall werden Schleien etwa 15 bis 17 Jahre alt, ein Alter von bis zu 20 Jahren ist für Ausnahmefische dokumentiert.