Äsche (Thymallus thymallus)

Lebensweise der Fischart Äsche

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Lebensweise

Die Äsche ist eine meist gesellig auftretende Fischart aus der Familie der Lachsfische (Salmonidae) und zugleich Leitfisch der nach ihr benannten Äschenregion. Charakteristisch für diese Gewässerregion ist ein stabil hoher Sauerstoffgehalt sowie eine auch im Sommer niedrige Wassertemperatur von maximal ca. 15°C. Weiterhin typisch sind die im Bach- oder Flussverlauf wechselnden Strömungsverhältnisse. Dabei finden sich idealerweise Bereiche mit starker bis teilweise turbulenter Strömung, die sich regelmäßig mit strömungsberuhigten Abschnitten abwechseln. Aus den unterschiedlichen Strömungsverhältnissen resultiert bei intakten Fließgewässern dieser Region eine hohe Strukturvielfalt hinsichtlich der Bodensubstrate, die für die Äsche von sehr großer Bedeutung sind.

Äsche © biopix.dk – Homepage: http://www.biopix.dk – adulte Äsche mit schöner Flossenzeichnung

Als strömungsliebende (reophile) Fischart findet man die Äsche eher selten in langsam fließenden Gewässerregionen oder stehenden Gewässern. Einzig bei zum Beispiel sommerkühlen Stauseen oder langsam fließenden Flussabschnitten, die sich unmittelbar an typische Äschenlebensräume anschließen, ist die Art oft regelmäßig vertreten und kann hier auch im Einlaufbereich des Stausees oder im Stausee selbst angetroffen werden. Besonders in der kalten Jahreszeit ziehen sich Äschen meist in tiefere und strömungsberuhigte Gewässerregionen zurück. Diese Bereiche können tiefere Kolke oder Gumpen ebenso wie vorhandene Staubereiche sein, in denen sie die kalte Jahreszeit verbringen. Nicht zu finden ist die Art dagegen in völlig abgeschlossenen Stillgewässern oder in den Unterläufen der großen Ströme.

Strömung © anglermap.de – tiefer Flussabschnitt mit gleichmäßiger Strömung – ein gutes Äschenrevier

In der warmen Jahreszeit hält sich die Äsche meist in den tieferen Bereichen der Fließgewässer auf. Hier bevorzugt sie Bereiche mit eher regelmäßigen Strömungsverhältnissen und kiesigem oder steinigem Gewässeruntergrund. Häufig zu finden ist sie dabei in den tieferen Rinnen der strömungsnahen Fließgewässerseite, im Auslaufbereich größerer Gumpen und Kolke oder auch im Bereich vorhandener Unterwasservegetation. Hierbei meidet sie auch strömungsberuhigte Areale nicht, soweit sie über einen festen Gewässergrund verfügen.

Anders als beispielsweise die Bachforelle, die häufig den gleichen Lebenstraum besiedelt, sucht die Äsche eher den freien Gewässerbereich eines Baches oder eines Flusses. Ufernah findet man sie häufiger in beschatteten Bereichen überhängender Büsche und Bäume. Gewässerbereiche mit umgestürzten Bäumen oder anderen Unterständen im unmittelbaren Uferbereich sucht die Äsche dagegen nur selten auf, obwohl diese Bereiche als direkte Deckung dienen könnten.

Äsche © biopix.dk – adulte Äsche

Äschen reagieren sehr schnell auf sich verändernde Verhältnisse und gelten gegenüber eintretenden Gewässerverschmutzungen als ausgesprochen empfindlich. Oftmals ist es zuerst die Äsche, deren Bestände bei eintretender Verschlechterung der Wasserqualität zurückgehen oder auch ganz verschwinden. Neben einer ausreichend guten Wasserqualität, ganzjährig niedrigen Wassertemperaturen und einer gleich bleibend guten Sauerstoffversorgung benötigt die Äsche insbesondere eine hohe strukturelle Vielfalt ihres Lebensraums. Für jede ihrer einzelnen Lebensphasen benötigt sie ganz bestimmte Rahmenbedingungen. Besonders entscheidend für das erwachsene (adulten) Stadium ist dabei die Erreichbarkeit geeigneter Laich- und Überwinterungsareale.

Äschen gehören keineswegs zu den Fischarten, die unbedingt größere Wanderungen unternehmen müssen, um geeignete Laichplätze oder Ruhezonen für die Winterzeit zu finden. Sie gilt allgemein hinsichtlich ihrer Mobilität sogar eher zu den Arten, die nur kurze Wanderungen innerhalb ihres Lebensraumes unternehmen. Voraussetzung hierfür ist aber die erwähnte hohe Strukturvielfalt des Wohngewässers, die jedoch nur in naturnahen Gewässerbereichen der Äschenregion heute noch vorhanden ist. Die für diesen Bereich charakteristischen wechselnden Strömungsverhältnisse bieten den Äschen für alle Lebensphasen und Jahreszeiten beste Bedingungen innerhalb einer begrenzten Fließstrecke. Hier finden sich flache und überströmte Kiesbänke, auf der die Äsche laichen kann. Ebenso sind in den strömungsberuhigten, sandigen bis kiesigen Uferzonen ausreichende Bedingungen für das Heranwachsen der Larven und Jungfische vorhanden. In den stärker fließenden Abschnitten findet die Äsche in der wärmeren Jahreszeit ausreichend Nahrung und kann im Winter auf die vorhandenen tiefen Gumpen ausweichen.

Äschenregion © anglermap.de – Flussabschnitt mit wechselnden Strömungsverhältnissen

Da in unseren regulierten und strukturarmen Flüssen diese klassischen Bedingungen nur noch selten zu finden sind, kommt der Erreichbarkeit geeigneter Areale für die gute Entwicklung eines Äschenbestandes eine besondere Bedeutung zu. Werden die Wohngewässer der Äschen flussaufwärts oder in den Nebengewässern durch unüberwindliche Querbauwerke versperrt, ist eine ausreichende Reproduktion ausgeschlossen und die Äschenpopulation wird aus diesem Gewässer verschwinden. Besatzmaßnahmen sind in diesen Fällen auch sinnlos, solange die Ursachen für die mangelnde Entwicklungsfähigkeit nicht beseitigt sind. Dabei sollte auch daran gedacht werden, dass Äschen an so manchem Wanderhindernis oder an vielen schlechten Fischpässen scheitern, die für andere Lachsartige wie die Bachforelle oder den Lachs selbst noch ohne größere Schwierigkeiten überwindbar sind.

Das leicht unterständige Maul der Äsche lässt vermuten, dass die Nahrungsaufnahme der Äschen überwiegend bodenorientiert erfolgt. Dies ist aber nur bedingt der Fall. Die Hauptnahrung der Äsche besteht zwar aus den auf dem Gewässergrund lebenden kleinen wirbellosen Organismen wie Larven, Würmern oder Kleinkrebsen, sie fallen in vielen Gewässer aber auch durch ihre starke Oberflächenaktivität auf, bei der sie aufsteigende Nymphen oder Insekten von der Oberfläche pflücken und dabei an manchen Sommerabenden die Wasseroberfläche mit einer Vielzahl kleiner sich ausbreitender Wasserringe bedecken. Dabei ist diese Oberflächenaktivität stark von den im Gewässer lebenden Kleinorganismen abhängig und zeigt sowohl eine jahreszeitliche als auch tageszeitliche Abhängigkeit. Daneben gibt es auch immer wieder Fließgewässer, in denen die Äsche kaum an der Oberfläche zu sehen ist und ihre Nahrung scheinbar ausschließlich dem Gewässergrund ihres Lebensraumes entnimmt. Zum Winter hin bleibt die Äsche zwar weiterhin aktiv, ihre Orientierung richtet sich jedoch noch mehr in Richtung Gewässergrund und die Bereiche, in denen sie sich jetzt aufhält, sind zunehmend tiefer und von geringerer Strömung.

Neben den Kleinorganismen des Gewässers jagt die Äsche gelegentlich auch Fischbrut bzw. kleine Fische. Dies ist manchmal besonders häufig nach der Laichzeit zu beobachten, da Äschen zu dieser Jahreszeit manchmal verstärkt auf kleine Spinner oder auch Streamer ansprechen. Nach dem anstrengenden Laichgeschäft scheint der Appetit der Äschen auf kleine Fische besonders ausgeprägt.

Während die erwachsenen Tiere ihre Nahrung weitgehend im tieferen Freiwasserbereich suchen, ernähren sich die Jungfische im unmittelbaren und strömungsberuhigten Uferbereich zunächst vom vorbeidriftenden Plankton und sind auch im 2. Lebensjahr noch eher im Uferbereich als im Freiwasser anzutreffen. Für die juvenilen Exemplare wurde hierbei ein regelmäßiger Tag-Nacht-Wechsel zwischen tieferen und flacheren Gewässerbereichen beobachtet.

Äschen sind überwiegend tagaktive Fische. Die Form und Intensität der Nahrungsaufnahme ist im Tagesverlauf jedoch meist häufigen Schwankungen unterworfen und wechselt dabei zwischen völliger Inaktivität und Zeiten heftiger und fast ungezügelter Nahrungssuche. Diese Phase intensivster Aktivität ist regelmäßig besonders in den Abendstunden bis in die Dämmerung hinein zu beobachten.

Äschen gehören zu den eher schnellwüchsigen Arten und können bereits im ersten Lebensjahr eine Größe von mehr als 10 cm erreichen. Mit etwa 3-4 Jahren sind sie etwa 30 cm groß, eine Größe von mehr als 40 cm erreichen sie meist in ca. 6-8 Jahren. Das Höchstalter wird bei der Äsche mit maximal 14 Jahren angegeben.

Unter normalen Bedingungen ist die Art in geeigneten Gewässern in Größen von bis zu 30-40 cm bei einem Gewicht von ca. 300-800 g vertreten. Nicht selten finden sich in guten Äschengewässern auch Exemplare von bis zu 50 cm oder etwas darüber. Etwa 60 cm bei einem Gewicht von mehr als 2,5 kg wird allgemein als Maximalwert genannt, dürfte in unseren Fließgewässern aber eher die Ausnahme darstellen. Fische zwischen 30 und 40 cm sind in den meisten Äschengewässern die Regel und dürften die Hauptbeute der Angelfischerei ausmachen. Der Fang einer 50er Äsche ist nur in besonders geeigneten Flüssen regelmäßig zu erwarten, erfordert aber auch einiges an Geschick, um ein solches Exemplar zu überlisten.