Barsche haben zwei ganz besondere Vorlieben und eine hervorstechende Eigenschaft, die uns den Fangerfolg erleichtern können: sie lieben Strukturen, sie stehen absolut auf bewegte Köder und sie sind wohl eine der neugierigsten Fischarten unserer Gewässer. Das macht sie für uns Angler einerseits in gewissen Grenzen berechenbar, sie fordern uns aber auch einiges an Aktivität ab und sind keine geeigneten Zielfische für den reinen Ansitzangler.
© anglermap.de – irgendwo hier rund um die Insel des Dieksees werden sicher Barsche stehen
Erwachsene Barsche halten sich grundsätzlich in allen Regionen des Gewässers auf, in denen sie geeignete Standplätze, ausreichende Nahrung und gute Jagdbedingungen finden. Wir müssen sie nur finden. Ähnlich wie viele andere Fischarten bevorzugen sie im Frühjahr und Sommer eher die flacheren und ufernahen Bereiche der Gewässer, während sie zum Herbst hin und über den Winter eher die tiefen Gewässerzonen aufsuchen.
© Paul Bergweiler – ein wirklich kapitaler Barsch
Barsche sind das ganze Jahr über aktiv. Auch wenn es im Sommer sicher leichter fällt, einen Schwarm dieser begehrten Fische auszumachen, auch im Winter und hier vor allem bei geschlossener Eisdecke lassen sich Barsche sehr gut fangen. Eisangeln auf Barsch ist da, wo es erlaubt ist und der Winter eine genügend dicke Eisdecke auf die Wasseroberfläche gezaubert hat, ein Erlebnis der ganz besonderen Art.
Bei der Auswahl potentieller Fangplätze hilft neben eigenen Erfahrungswerten – insbesondere an fremden Gewässern – eine ausführliche Beschäftigung mit dem Angelrevier. Sind erst einmal die Besonderheiten des Gewässers erkundet, ist ein Fangerfolg fast schon garantiert. Ob im Wasser verborgene Erhebungen (Barschberge), vom Ufer oder vom Boot aus erreichbare Scharkanten, versunkene Straßen, Bauwerke oder auch Bäume, all diese Stellen sind potenzielle Barschreviere und sollten in die engere Wahl gezogen werden. Weitere viel versprechende Areale sind vorhandene Brücken bzw. Brückenpfeiler, Steganlagen, Spundwände, Schleusen und Bach- oder Kanaleinläufe. Eine gute Tiefenkarte und nicht zuletzt eine systematische Suche nach geeigneten Strukturen des Angelgewässers sind eine gute Voraussetzung, um einen erfolgreichen Angeltag zu verbringen und mit einigen guten Barschen den Heimweg anzutreten.
© anglermap.de – eine Hafeneinfahrt ist nicht immer ein idyllischer Angelplatz, aber für Barsche meist ein sehr fängiger
Eine weitere kleine Hürde vor dem Fangerfolg müssen wir noch nehmen: Früh aufstehen. Barsche gehen bevorzugt in den frühen Morgenstunden auf Beutejagd und so manche Sternstunde beim Barschfischen war der Lohn für ein bisschen weniger Schlaf. Aber auch zum frühen Abend hin ziehen diese tagaktiven Räuber oft noch einmal auf Beutezug, solange es noch einigermaßen hell ist. Und selbst in der brütenden Mittagssonne im Hochsommer kann es passieren, dass die Stille am Wasser durch das Rauben von Barschen unterbrochen wird und plötzlich mehrere große Barsche mit hoch aufgestellter Rückenflosse im unmittelbaren Uferbereich auftauchen.
© Mario Behr – schöner Hafenbarsch aus dem Rhein
Barsche sind äußerst aktive Jäger und ziehen oft in größeren Trupps durch das Gewässer auf der Suche nach Beute. Hierbei verraten sie sich bei der Verfolgung ihre Beutefische nicht selten durch ihre teilweise vehementen und oberflächennahen Jagdaktivitäten. Gerade an den Orten, an denen sich Kleinfischschwärme regelmäßig aufhalten, wird man diese Aktivitäten vermehrt beobachten können. Und selbst wenn außer den oberflächenaktiven Rotaugen, Rotfedern oder Ukeleis keine räuberischen Aktivitäten zu beobachten sind, kann man fast sicher sein, dass in der Nähe dieser Jungfischschwärme auch Barsche auf den richtigen Augenblick warten.
Häufigste Angelmethode auf Barsch ist sicher das Fischen mit allen möglichen Kunstködern, die einen kleinen Fisch imitieren sollen. Dabei kommen die verschiedensten Modelle zum Einsatz. Egal ob mit Blinker, Wobbler, Twister, Gummifische oder Spinner, ob gezupft, gezockt oder einfach nur gezogen, jede dieser Köderarten und jede Methode der Köderführung ist geeignet, einen guten Barsch zu fangen. Hierbei sind es die eher kleineren Ausführungen, die Verwendung finden. Aber auch Gummifische von 15 cm oder große Blinker von 20 g sind je nach Gewässer, Jahreszeit und Beißlaune der Barsche eine offensichtlich attraktive Beute. Überhaupt sind Barsche hinsichtlich der Ködergröße nur bedingt wählerisch. Sind sie erst einmal angriffslustig und in Jagdstimmung, vergreifen sich Barsche durchaus auch an Ködern, die kaum kleiner als sie selbst sind.
© Balzer – Spinner: ein Klassiker auf Barsche
Für das Fischen mit Kunstködern auf Barsch kommen eher kurze bis mittellange Ruten zwischen 1,80 und 3,00 Meter zum Einsatz. Ob besonders kurz oder lieber etwas länger ist auch ein wenig Geschmackssache. Der Erfolg oder Misserfolg beim Barschfischen hängt davon sicher nicht ab. Passend zur jeweiligen Rute sind leichte Rollen mit je nach Einsatzort eher feinen Schnurstärken (18er-22er monofile oder 10er-12er geflochtene Schnüre) empfehlenswert, um das Gesamtgewichtes der Ausrüstung möglichst niedrig zu halten. Ist im Gewässer auch mit Hechten zu rechnen, sollte zudem ein möglichst dünnes und flexibles Stahlvorfach vorgeschaltet werden. Bewährt haben sich für die Barschangelei Ruten einer leichten, nicht zu harten Spitzenaktion, da ein Barschmaul keine allzu harten Schläge verträgt und der Fisch sonst leicht verloren geht.
© Balzer – Spitze: kleine Wobbler im Barschdekor
Viel wichtiger noch als die Wahl des Gerätes ist beim Barschfischen die Art der Köderführung. Beginnt man an einer unbekannten Stelle mit dem Fischen, ist es ratsam, das erreichbare Gebiet fächerförmig abzusuchen. Erste kürzere Würfe entlang des Ufers und erst danach weite Würfe in tiefere Bereiche haben sich dabei bewährt. Da Barsche nicht unbedingt nur in Grundnähe zu finden sind, sollte man die befischte Tiefe öfter variieren. Auf jeden Fall sollte man den Köder auch einmal bis auf den Grund absinken lassen, bevor die Schnur wieder eingespult wird. Zum einen findet man damit auch die eher tief stehenden Fische, zum anderen – und dies ist nicht minder wichtig – erhält man gerade in unbekannten Gewässern einen Eindruck über die Tiefe des Gewässers. Auf diese Weise erfährt man beim Abfischen einer längeren Strecke, ob sich Tiefen in diesem Bereich ändern und ggf. Strukturen erkennen lassen, wo sich ein Versuch auch beim nächsten Versuch noch lohnen könnte. Dies gilt für stehende Gewässer ebenso wie für Fließgewässer. Auch dort befinden sich oft von außen nicht sichtbare Abbrüche, Rinnen, tiefere Löcher oder pflanzliche Strukturen, die genauer abgefischt werden sollten.
© Paul Bergweiler – schön gezeichneter kapitaler Barsch
Sind keine Strukturen erkennbar, hilft es häufig, einfach "Strecke zu machen" und einen größeren Abschnitt des Gewässers systematisch abzufischen. Auf diese Weise findet man einen Barschtrupp auf jeden Fall eher als beim wiederkehrenden Werfen an einer Stelle.
© anglermap – an Brücken geht fast immer was
Neben dem Variieren der Angeltiefe ist ein mehr oder weniger unregelmäßiges Einholen des Kunstköders meist deutlich erfolgreicher als ein monotones Einkurbeln. Dabei sollte die Einholgeschwindigkeit beim Fischen mit dem Spinner zwar mindestens so hoch sein, dass der Spinner noch "läuft", ein stetiger Wechsel zwischen langsameren und schnelleren Einholphasen übt auf die Barsche jedoch einen unwiderstehlichen Reiz aus. Vergleichbares gilt auch für die anderen Kunstköderformen. Auch ein Twister oder Gummifisch kann auf ganz unterschiedliche und abwechselnde Weise geführt werden. Was genau dabei entscheidet, ob nun der relativ gleichmäßig eingeholte oder der immer wieder zu Boden sinkende Gummifisch attackiert wird, keiner weiß es so genau und an einem Tag funktioniert die eine und am nächsten Tag die andere Methode. Gerade deshalb ist es so wichtig, beim Fischen nicht auf immer die gleiche stereotype Methode zu vertrauen, sondern mit wechselnden Reizen herauszufinden, worauf die Barsche heute "stehen".
Eine ebenso große Rolle spielen die Farbmuster der verwendeten Kunstköder. Sicher haben viele Angelkollegen ihre Favoriten in der Dose und manche Wobbler oder Spinner fangen auch fast überall. Ein gelegentlicher Wechsel des Musters sollte dennoch erfolgen. Gerade dann, wenn schon ein paar Barsche unseren Kunstködern nicht widerstehen konnten, sich aber kein weiterer mehr fangen lässt, wirkt ein Wechsel des Musters oft Wunder.
© anglermap – Kanäle haben oft gute Barschbestände
Neben den Kunstködern können natürlich auch kleine tote Fische als Köder verwendet werden. Wichtig ist dabei, dem kleinen Fisch in möglichst geeigneter Weise ein wenig Leben einzuhauchen. Ein einfach auf Grund liegender toter Fisch wird möglicherweise einen Aal, Hecht oder auch Zander verführen, ein Barsch wird ihn eher nicht anfassen. Wie schon anfangs erwähnt: sie lieben bewegte Köder. Daher wird ein kleiner Fisch am System oder auch an der bewegten Posenangel eher zum Erfolg führen.
Barsche sind nicht nur Raubfische, sondern auch scharf auf andere bewegte Beute. In der Natur sind dies neben kleinen Organismen wie Würmern oder Insektenlarven auch Krebse. Besonders kleine oder sich häutende Krebse werden von Barschen gerne genommen. In Gewässern, in denen Krebse vorkommen, lohnt auf daher auf jeden Fall ein Versuch mit geeigneten Krebsimitaten, die ähnlich einem Twister, Gummifisch oder mit der Dropshot-Methode grundnah geführt werden können.
Neben Fischen und Krebsen sind auch fast alle anderen lebenden Köder für Barsche interessant. Daher kann ebenso wie mit der Spinn- oder Blinkerrute auch die Posenrute die richtige Wahl beim Barschfischen sein. Als Köder eignen sich Würmer in allen Variationen, also vom Tauwurm bis zum kleinen Gelbschwanz. Auch Maden, Mehlwürmer oder Köcherfliegenlarven kommen als Köder in Frage.
© anglermap.de – viel versprechende Uferstrukturen einer Talsperre, bei höherem Wasserstand sicher ein Hotspot
Beim Posenfischen auf Barsche werden Ruten ähnlich wie beim Stippen auf Weißfische verwendet. Angelruten ab einer Länge von 3 Metern mit leichten Rollen und feinen Schnüren (18er-22er) sowie je nach Wassertiefe fest stehenden Schwimmern oder Laufposen sind dabei erste Wahl. Die Ruten sollten dabei aus den schon genannten Gründen eine möglichst nicht zu harte Aktion haben.
© anglermap – ein Versuch lohnt bestimmt!
Vermutet man Barsche auf der Angelstelle oder will man die Barsche mit der Posenrute suchen, sollte der lebende Köder entweder auf Grund oder in bewegter Form angeboten werden. Ein ruhig an der Pose im Mittelwasser hängender Wurm wird einen größeren und vorsichtigen Barsch nur selten zum Anbiss verführen. Ein an der Pose geführter und zum Grund taumelnder Laubwurm dagegen wird vom Barsch meistens verfolgt und bei den ersten Bewegungen am Grund oft gierig aufgenommen. Auch ein an der Pose oder am Sbirolino unregelmäßig geführter Tau- oder Laubwurm übt einen starken Reiz auf Barsche aus. Gerade auch dann, wenn an einer Stelle schon Barsche z.B. auf Spinner gefangen wurden, aber nun keiner mehr beißt, kann ein angebotener Lebendköder noch den einen oder anderen zusätzlichen Fisch bringen.
© anglermap – ein paar Würfe sollte man hier machen
Natürlich kann ein Lebendköder wie Wurm oder Made auch direkt auf Grund angeboten werden. Denkbar sind leichte Grundmontagen oder das Angeln mit der Dropshot-Methode, die gerade beim Angeln aus erhöhter Position (z.B. in Hafenbecken oder von Steganlagen) oder im ufernahen Bereich auch mit angebotenen Naturködern sehr erfolgreich sein kann. Erst wenn sich unser Zielfisch relativ weit vom Ufer entfernt aufhält, weil dort erst die Scharkante oder der Barschberg beginnt, sollten wir auf herkömmliche Grundmontagen zurückgreifen. Für den eher vorsichtigen Barsch empfiehlt es sich, die Montagen so fein wie möglich zu gestalten und die Stärke des Bleis nur so schwer zu wählen, dass wir unseren Angelplatz problemlos erreichen.
Letztlich ist der Barsch auch für den Fliegenfischer ein sehr interessanter Zielfisch und kann mit unterschiedlichen Mustern angesprochen werden. Ob vom Buhnenkopf am Fluss oder mit der Wathose kurz vor einer Scharkante, gerade in stark frequentierten und "verblinkerten" Gewässern ist ein gut geführter Streamer anderen Methoden oftmals haushoch überlegen. Streamern mit kräftigen Farben und lebhaftem Spiel können Barsche meistens nicht widerstehen und auch tief geführte Nymphen bringen hin und wieder einen guten Fisch in den Kescher. Ebenso wie beim Angeln mit Blinker oder Spinner ist es ratsam, ein Stahlvorfach dem Streamer vorzuschalten, sofern im Gewässer auch mit Hechten zu rechnen ist.
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